Auch Chels begrüßte mich nun und plapperte gleich darauf los, ohne Punkt -und Kommasetzung. Ich freute mich wirklich sehr für sie und das sie nun endlich mit Tiago zusammen ist, jedoch hielt ich meine Freude für sie, noch etwas im Hintergrund. Dies war deutlich spürbar. Doch ganz ohne ein Wort wollte ich sie dann doch nicht in irgendeiner Weise enttäuschen. Sogleich sprach ich ihr also meine Glückwünsche aus, dabei entwich mir ein leichtes Lächeln. Aber es war wie zuvor, nur von kurzer Dauer und auch nur ein Versuch, nicht sofort mit der Tür ins Haus zu fallen und ihr zu sagen, was ich von Demetri und seiner fabelhaften Schlussfolgerung erfahren habe. Sie strahlte mich an, völlig Schuldlos, als hätte sie nie etwas getan oder hätte mir etwas verschwiegen. Und das tat sie schon viel länger. War sie denn noch meine Freundin? Ich war mir ziemlich sicher dass sie es noch ist, allerdings erhoffte ich mir Antworten von ihr. Ehrlich Antworten.
Nachdem sie von ihren rumschwärmen von Tiago fertig war, ergriff sie meine Hand und zog mich zu der Bank die mitten im Garten stand. Ich war noch zu sehr in Gedanken, als dass ich ihr so schnell eine Antwort geben konnte, ob wir uns überhaupt dort hinsetzen wollten, darum folgte ich ihr wortlos.
Als wir dann schließlich saßen, fasste ich mich noch einmal und durchdachte meine Worte die ich sogleich an sie richten würde. Ging sie in meinen Kopf durch, bis ich sagte „Chels.. Ich muss mit dir über eine Sache reden, die schon einige Wochen zurückliegt“, fing ich an, dabei verdrängte ich erst einmal die Fragen über die kleine Lorena und was es mit ihr auf sich hatte. „Was war das mit Afton“, fragte ich sie schließlich. Chelsea’s Gesichtszüge verzogen sich, schluckte auf als sie meine Frage hörte. Beinahe ernst blickte ich sie an. „Ich kenne Ansatzweise die Wahrheit, doch kam dies nur raus, durch ein Missverständnis zwischen mir und Demetri“, erzählte ich und mied nicht einmal den Blick zu ihr.

Sie begann mir zu erzählen, was ich schon längst von ihr hätte erfahren sollen. Gespannt lauschte ich ihren Worten und hörte mir an, was sie sagte. Einen Momentlang ließ ich diese Worte auf mich wirken, ehe ich schließlich antwortete. „Mag sein, das das vieles rechtfertigt, aber Chels.. Weißt du wie schlimm das ist, nicht zu wissen was du einmal mit einer Person hattest, mit der du dich gar nicht mehr so gut verstehst? Es ist schlimmer als hätte ich mein Gedächtnis verloren. Bei einer Amnesie kann es sein das man die Erinnerung zurückerlangt, doch mir wird sie immer verborgen bleiben. Selbst wenn Afton so ein selbstgefälliges Arschloch war, ich will wissen wie es war mit ihm zusammen gewesen zu sein.“ Unverständlich blickte sie mich an. Ich konnte diesen Blick nur zu gut deuten. „Ich bin glücklich mit Demetri. Versteh mich da nicht falsch. Es geht mir einfach um etwas Erlebtes was mir eben fehlt. Nur das ist es was mich noch am wenigsten beschäftigt. Du hast mir so lange nichts gesagt..“, bei meinen letzten Worten wurde meine Stimme leiser.
Sie erzählte mir mehr davon, was zwischen mir und Afton war, oder was eben halt nicht. Ich glaubte ihre Worte. Es ging mir auch nicht um die Ehrlichkeit, denn ich konnte ihr schon immer vertrauen. Den Blickkontakt behielt sie bei, was mir nur noch mehr bestätigte, das sie mich nicht anlog. Als sie erwähnte das sie mit Demetri und der Sache das wir zusammen gekommen sind, nichts zutun hatte, hatte mich schon zum grübeln gebracht. Diese Möglichkeit zog ich nie in Betracht. Doch dies würde sie nicht machen, zu mal wären dann auch einige Dinge anders gelaufen. Die Geschichte mit Sahra und vieles andere.
Ich spürte nun wie Chels ihre Hand auf die meine legte und mich sanft anlächelte. Sah zu ihr auf, lächelte ebenso lieblich zurück. „Ich weiß dass du mit der Sache zwischen mir und Deme keinen Einfluss hattest. Ich vertraue dir. Und ich kann verstehen, das du nur mein bestes wolltest.“ Nachdem ich meine Worte zu ihr sprach, die sie wieder etwas glücklicher stimmten, umarmte ich sie. Sogleich kam sie auf das Geschehene vom Thronsaal zurück und fragte mich über das Kind aus. „Es ist so. Deme und ich waren zusammen jagen, dort hatte sich ein kleines Mädchen verlaufen das bitterlich weinte. Wir hatten keine Ahnung wo es hingehört, bis Deme ihre Fährte aufnahm und wir sie in ihre Heimat, zum Heim brachten“, erzählte ich es ihr. Doch wusste ich, das sie mich sicher mit noch ein paar mehr fragen durchlöchern würde, denn es erklärte noch nicht alles was Aro zweifeln ließ.

Ich schüttelte leicht den Kopf bei ihrer Frage. „Nein, es war nicht alles, denn..“, unterbrach ich, da sie mich mit geöffneten Mund ansah und sogleich ihre Hände davor hielt. Geschockt erblickte sie mich an. Dachte sie etwa..? Doch ehe ich noch weiter darüber nachdenken konnte, stellte sie die Frage, als hätte sie sie in meinem Kopf gesehen. „Chels!“, protestierte ich. „Natürlich nicht. Niemals würden wir gegen diese Gesetze verstoßen. Außerdem, würde ich dann schon lange nicht mehr vor dir stehen.. Du weißt wie kaltblütig und ernst sie ihre Gesetze nehmen. Auch wenn Caius so zuvorkommend war, es grenzt eher an ein Wunder, dass er sich auf unsere Seite schlug“, meinte ich dann. Beruhigt und zugleich erleichtert sah sie mich an. „Das Kind.. Sie hat uns in den ersten Momenten wo wir sahen, verzaubert. Sie ist etwas Besonderes und einzigartiges. Du wirst es ebenso sehen, wenn sie vielleicht bald unsere Gemäuer betreten darf. Dies wird zwar noch lange andauern, doch Demetri und ich überwinden diese Zeit“, sprach ich mit fester Stimme zu ihr, lächelte. Jedoch verstand sie nicht was ich damit meinte, sie könne vielleicht bald hierherkommen und legte den Kopf schief. „Nun ja, Demetri hatte diesen Vorschlag und meinte sie adoptieren zu können. Als wäre sie sowas wie unsere eigene Tochter. Wir wollten Aro unsere Gedanken sehen lassen, damit er sie sah und uns verstand. Womöglich dachte er, wir würden mit ihr fliehen wollen. Du weißt ja das Volterra nicht gerade der tollste und freundlichste Ort auf der Welt ist..“ Bei meinen Worten senkte ich den Blick, schaute traurig. Als sie aber ihre Hand auf meine Schulter legte, blickte ich leicht auf und schaute durch meine dichten Wimpern hervor, während sie mich aufbaute und mir ein seichtes Lächeln schenkte. „Ich würde alles daran geben, sie hier bei uns wohnen lassen zu können. Und wenn die Strafe dafür ist, hier gefangen zu sein, dann nehme ich dies gern in Kauf“, sprach ich weiter und schaute ihr in ihre Augen. Ein funken Hoffnung war da, diese würde auch so schnell nicht mehr erlöschen.

Ungläubig fragte sie mich ob Caius dem Kind wirklich zustimmte. Ich nickte, doch ihr Blick wirkte noch immer erstaunt. Doch erging es mir nicht anders. Ich war ebenso verwundert darüber das Caius dem ganzen zugestimmt hatte und uns sogar erlaubte sie zu besuchen. “Hätte er nicht Partei für uns ergriffen, hätten Demetri und ich, sie nie wiedersehen dürfen..“, sagte ich, wirkte jedoch enttäuscht bei meinen Worten. „Eine Welt wäre für uns zusammengebrochen. Zwar haben wir uns noch, aber die Kleine.. Sie ist wirklich das Kind welches ich immer wollte und du weißt ja, das es bei uns als Vampir immer eine Lücke gibt, wenn es um das erzeugen eigener Kinder geht..“ Der Klang meiner Worte war noch immer so enttäuschend. Denn gerne hätte ich mich lieber von Deme schwängern lassen um von ihm ein Kind zu gebären. Unser eigenes. Wieso konnten wir uns nicht kennenlernen, bevor wir das wurden, was wir jetzt sind? Dieser Gedanke machte mich fertig, als dann aber Aro’s Worte zu mir durchdrungen und mich versuchte zu fassen. °Hör auf an etwas zu denken, was eh nie sein wird oder was man nun auch nicht mehr rückgängig machen kann. Es ist so wie es ist°, sprach ich mir selbst in Gedanken zu und sah zu Chels, die mir soeben eine Frage stellte.
„Ich weiß wie gefährlich das ist. Aber wir dachten.. Na ja, das wenn sie alt genug sein würde, einer von uns oder der Meister sie verwandeln könnte. Zumindest bis sie 18 ist. Allerdings hat Aro seine Zweifel ob wir dies nicht irgendwann bereuen könnten..“, sprach ich noch etwas geheimnisvoll und dachte wieder darüber nach ob es ein Fehler sein könnte, sie bald verwandeln zu sollen. Aber ich liebe sie so sehr, doch wollte ich auch nicht egoistisch sein. „Man Chels.. Ich fühle mich so hin -und her gerissen…“

Ich lauschte Chelsea’s Worten und ein weiterer enttäuschter Blick ließ nicht lange auf sich warten. Sie hatte recht. Es gab negatives, wie positives. Doch Lorena liebt uns so sehr wie wir sie lieben. Sollte es jedoch sein, das sie niemals so sein will wie wir, so würde ich dies akzeptieren. Allerdings, würde sie mit dem Tode bestraft werden, ebenso wie Demetri und ich. Aber ob Aro es zu lassen würde, zwei getreue Wachen wie uns, töten zu lassen? Und vor allem, wenn er es nicht tat und nur Lorena durch das Wissen der Vampire zu viel wusste und er sie umbringen würde, würde er uns diese Strafe antun? Wir würden genauso wie Meister Marcus einer geliebten Person hinterher trauern. Ob er dies wollen würde? So viele Fragen und doch keine Antworten. Aro und die beiden anderen meister an seiner Seite waren so unberechenbar. Was nun Caius eindeutig unter Beweis gestellt hatte.
Eine Frage von Chels riss mich aus meinen trüben Gedanken. Schließlich wusste sie auch wie sehr mich diese Sache mit ihr mitnahm und sah es mir womöglich förmlich an, das ich dieses Kind wirklich liebte. „Sie ist 5 Jahre alt. Und sie trägt einen schönen Namen. So schön wie ihr aussehen“, sagte ich knapp und dachte dabei zurück als Demetri und ich sie das letzte mal sahen. Ein Lächeln zierte meine Lippen. „Mir war von Anfang an klar, dass sie etwas Besonderes ist. Es mag merkwürdig für andere klingen.. dennoch ist es nicht zu leugnen“, sprach ich weiter, richtete meinen Blick in die Ferne des Himmels. Ihr Blick ruhte noch immer lächelnd auf mir, bis ich sie wieder ansah, da sie leicht meine Hand drückte. „Das werden wir. Ich hoffe, ich kann immer auf dich bauen, wenn um diese oder andere Dinge geht. Du bist meine beste Freundin“, lächelte ich sie nun breiter bei meinen Worten an, wobei leicht meine Grübchen hervorschauten.
„Aber nun genug von mir, erzähl doch mal etwas mehr von dir und Santiago. Wie habt ihr beiden das geklärt und seit zusammen gekommen?“, fragte ich voller Neugier.

Sie erzählte mir das Tiago und Afton bei ihr waren und welches Chaos da herrschte, da Tiago etwas missverstanden hatte. Doch fragte ich mich viel eher was Afton bei ihr zu suchen hatte. Sie ahnte dass ich sie das fragen würde, da ich sie mit einen ebenso fragwürdigen Blick ansah. Daraufhin erklärte sie mir dies und auch wie sie nun mit Tiago zusammen kam. Schließlich fragte sie mich, wo Demetri eigentlich sei. Er schoss mir direkt durch den Kopf und lächelte leicht. Dies tat ich immer wenn ich an ihn dachte. Vor allem, an seine Albernheiten, die er mit mir immer veranstaltete, welche ich zugleich als sehr süß empfand.
Ich hing so sehr meinen Gedanken nach, das mein ganzer Kopf nur mit dem Bild von Demetri erfüllt war. Wie schrecklich ich ihn doch vermisste. Er fehlte mir so. Ich hatte ganz vergessen, wie unerträglich es sein konnte, wenn er so weit von mir entfernt blieb. Damals als ich fortging, war es genau das gleiche Gefühl. Meine Gedanken galten gerade nur ihm, dabei hörte ich Chels nur mit halben Ohr zu, die mich schließlich fragte ob ich ihr überhaupt zugehört habe. Ich blinzelte sie an, ehe ich ihr antwortete. „Ja klar“, meinte ich knapp. Sie fragte was sie eben gesagt hatte, was mich ins Schleudern geraten ließ. „Sei mir nicht böse, aber ich möchte eben Deme anrufen und nach ihm fragen“, meinte ich und sah sie entschuldigend an. Sie ließ mich nicht lange warten und meinte ‚Nun geh schon, ehe ich es mir anders überlege.‘ Lächelnd sah sie mich an und wedelte mit ihren Händen, dass ich von ihr weg soll um ihn anzurufen. Ich ließ mir das nicht zweimal sagen und ging ein paar Schritte Abseits von ihr weg. Sogleich nahm ich mein Handy aus der Tasche und tippte auf den Namen meines Displays. Es tutete eine Weile, bis er schließlich ranging und sagte ‚Corin‘ und dies mit einer freudigen Stimme. Ich wollte nicht sofort mit der Sprache rausrücken, weshalb ich erst anrief und zögerte dies hinaus. „Liebster“, sprach ich nur, fast aufgeregt darüber, dass ich wieder seine schöne Stimme hörte. ‚Gibt es einen bestimmten Grund für deinen Anruf‘, fragte er schließlich. Kurz zögerte ich. „Nun ja..“, begann ich, doch verfiel ich wieder einige Sekunden in einem Schweigen. „Ich vermisse dich..“, meinte ich schließlich und es klang voller Sehnsucht, so wie ich mich fühlte.

Endlich hörte ich seine Stimme, wusste dass es ihm gut geht. Ich war so glücklich und empfand solche Freude. Mit einem breiten Lächeln legte ich dann mit ihm auf und konnte es schon jetzt kaum erwarten, ihn schon bald wiederzusehen.
Ich schlenderte also mit diesem herzlichen Gesichtsausdruck zurück zu Chelsea, wobei sie mich gleich fragte was Demetri so anstellt. „Ach er hat doch das Geschenk für Sofia besorgt und es geht ihm gut“, erzählte ich ihr und grinste, wobei meine Grübchen abermals zum Vorschein kamen. „Chels ich bin so glücklich mit ihm!“, sprudelte es so aus mir heraus, sie lächelte mich an und meinte dass sie sich für mich freut.
Auf ihren Lippen legte sich ein schmunzeln und blickte mich an. Fragend entgegnete ich dieses. „Was denkst du gerade?“, fragte ich sie nichts ahnend, bis sie schließlich antwortete. ‚Wenn ihr doch so glücklich miteinander seid, denkst du nicht, er hat vielleicht etwas in Planung?‘, sagte sie. Ich verstand nicht recht. Unverständlich blickte ich sie an. Was meinte sie? Unseren Lebenstraum hatten wir uns doch so gut wie erfüllt. Unsere kleine Lorena.
Lange sah sie mich an. ‚Denkst du nicht er würde dir vielleicht einen Antrag machen?‘ Meine Augen weiteten sich bei ihren Worten. Chels kam immer auf so absurde Ideen. Allerdings.. Er wirkte schon etwas anders, aber auf eine gute Weise bevor er ging und eben am Telefon. Ob er vielleicht wirklich..? Berührt von diesen Gedanken, träumte ich etwas vor mich hin. Ich in einem weißen langen Hochzeitskleid. Er an meiner Seite, für den Rest unseres Daseins. Bis in alle Ewigkeit.
Chelsea schnipste mit ihren Fingern vor mein Gesicht, die mich in die Realität zurückholten. „Denkst du wirklich? Ich meine, so lange sind wir doch noch nicht zusammen und ich will mir keinen unnötigen Hoffnungen machen und..“, doch weiter konnte ich nicht sprechen, da eine niedere Wache zu uns in den Garten kam und meinte das Aro, Chels erneut sprechen möchte. Skeptisch blickte ich der Wache nach, als diese ihren Botengang erfüllte und verschwand.
„Was denkst du was er diesmal von dir will?“, fragte ich, doch auch Chelsea schien unwissend und zuckte nur mit den Schultern. Anschließend meinte sie, das sie jetzt lieber gleich losgeht, nicht das die Meister noch zornig wurden. Wir umarmten uns, ehe sie ganz aus dem Garten ging und sich auf den Weg zum Thronsaal machte. Ich hingegen beschloss noch eine Weile hierzubleiben und von Chelsea’s Worten zu träumen. Was ist, wenn sie Recht hatte und Demetri mir wirklich einen Antrag machen würde? Ich würde ‚Ja‘ sagen, dies stand fest. Aber wollte er dies wirklich? Ein Leben nur mit mir? Zu viele Fragen schwirrten in meinem Kopf, doch schob ich diese Beiseite. Ich schloss also meine Augen und träumte von unserer vielleicht baldigen Hochzeit.