Emotionslos blickte ich Corin an. Sie wollte mir also weiß machen, dass überhaupt nichts gelaufen war. Wie närrisch von ihr. Selbst Selina war besser in Lügen, als sie. "Du bist eine schlechte Lügnerin, Corin. Und es zeugt von Feigheit, dass du es versuchst, mich hinters Licht zu führen. Mag sein, dass ich feige war und dir nicht sofort die Wahrheit sagen konnte. Doch war ich ehrlich und habe es dir jetzt gesagt, da verlange ich dieselbe Ehrlichkeit von dir. Aber anscheinend zeigst du jetzt dein wahres Gesicht", Wut schwank in meiner Stimme mit und eine gewisse Kälte, die ich nur selten von mir kannte. "Und weißt du, wenn du dachtest, dass er dich angreifen wollte, dann hätte eine Rangelei stattgefunden. Seltsam nur, dass nirgends Spuren davon zusehen sind. Verkaufe mich also nicht für dumm und sei ehrlich! Denkst du etwa, ich würde dir etwas antun? Denkst du wirklich so schlecht von mir?", verletzlich wurde mein Blick, jedoch nur für einen Moment, bis er wieder distanziert und kalt war. Es schmerzte sehr, das Corin so von mir anscheinend dachte. Okay, ich war stinksauer und war kurz vorm explodieren, aber ich würde ihr niemals etwas zur Leide tun. Das könnte ich niemals, dafür liebte ich sie zusehr.
Corin drehte sich plötzlich zu mir um und blickte mich finster an. Ich wusste, dass sie ebenfalls vor Wut kochte und konnte es verstehen. Außerdem sah ich ihr an, dass sie sich beherrschen musste, mir nicht an die Kehle zu gehen. Weiß Gott wie ich reagieren würde, wenn sie es tat. Meinem vampirischen Instinkt zufolge würde ich mich wehren, doch vom Herzen aus... da sah es ganz anders aus. Obwohl mein Herz nur noch ein toter Klumpen in der Brust war, denn sämtliche Gefühle gefroren gerade. Mein Innerstes wurde kalt, gefühlslos. Emotionen... wer brauchte sie schon? Sie ließen einen nur schwach wirken, wenn man alles verliert.
"Das gleiche gilt für dich! Komm mir nie wieder in die Quere.. ich ertrag dich und dein Antlitz nicht mehr", fauchte ich fast schon eisig, ehe ich mich gelandt umdrehte und davon schritt. Ein Baum, welcher mir im wege stand riss ich einfach so heraus. Schleuderte ihn beiseite. Es interessierte mich schlichtweg nicht mehr. Alles schien so taub plötzlich zu sein und wenn ich könnte, so würde ich meine ganze Wut und Trauer hinaus schreien. Doch ich wusste, es würde nichts bringen. Es war vorbei und vielleicht... vielleicht war es besser so.